"Alles fließt, alles ändert sich", - schrieb Göthe. Ändern sich der Schönheitssinn, das Stilgefühl und das Kunstverständnis, wie auch die Kunst und die Musik selbst. So war es schon immer, jedoch eine solche Experimentierfreudigkeit und eine solche Vielfalt der Klänge hat es bislang nicht gegeben. Der musikalische Horizont wird durch die Lauten erweitert, die noch vor kurze Zeit niemals als musikalische gegolten hätten. Und vielleicht ist es auch gut so - über Geschmack lässt sich ja nicht streiten. Doch durch das nüchterne Streben nach neuen Formen und Klängen wird oft die wichtigste Mission der Musik verdrängt - den menschlichen Geist über seinen alltäglichen Sorgen emporzuheben, sich dem Unvergänglichen zu widmen, wie das J.S.Bach tut.

Ich bin sehr glücklich, die Musik von Vladimir Romanov zu spielen, weil es ihm gelingt, das ewige Verlangen des Menschen und das dringende Bedürfnis der heutigen Zeit zu stillen - Bedürfnis nach Zärtlichkeit, nach Generosität, nach der selbstlosen Freude und nach der reinen Liebe, auch zu seinem Nächsten. Die Vollkommenheit der Klangfarbe Romanovs verbindet die musikalische Sprache Bachs mit den wirksamsten Ausdrucksmitteln der 20. beziehungsweise 21. Jahrhunderte - von den schmerzhaft ergreifenden Harmonien bis zur brüchigen, zugleich aber sehr sensiblen und aufwendigen Melodieführung. Kein Ton ist in seiner Musik überflüssig oder nicht nachvollziehbar, keine harmonische Nuance fehl am Platz. Es ist erstaunlich, dass Romanov mit einer schlichten Orchesterbesetzung die ganze Palette der menscchlichen Gefühle zu wiedergeben schafft - von der unbeschwerten Lebensfreude und brilliantem Humor, über bittere Selbstironie und Verzweiflung bis zur über alles erhabenen Weisheit.

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                                                                                                                                                             Elena Denisova